Für die Sanierung und Neugestaltung von Saal XIX im Naturhistorischen Museum in Wien wurde ein architektonisches und medientechnisches Konzept gesucht. Als Gewinnerprojekt ging der Beitrag der ARGE Architektur Consult und Atelier Pichelmann in Zusammenarbeit mit ZONE Media aus dem geladenen Wettbewerbsverfahren hervor. Ziel war die Umgestaltung zu einem modernen Veranstaltungssaal unter Berücksichtigung der Historie des Saals.
Der Saal XIX ist kein geschichtsloser Raum, im Gegenteil: Zunächst als Präsentationsort für die ethnografischen Sammlungen aus Afrika geplant, die später ins Weltmuseum zogen, wurde der Saal später als provisorischer Vortragssaal genutzt und 1960 zu einem Kinosaal umgebaut. Architekt Albrecht F. Hrzan gestaltete den Raum im Stil der Zeit – historische Dekorationen wurden hinter Wandvertäfelungen versteckt, der Boden mit Linoleumfliesen ausgelegt. Ein weiterer Umbau erfolgte in den 1990ern. Vom ursprünglichen Saal war nun kaum mehr eine Spur.
Anstatt des „Raum-in-Raum“-Konzepts der 60er-Jahre haben die Architekten Georg Böhm (Architektur Consult) und Gustav Pichelmann nun durch eine behutsame Restaurierung die Spuren verschwundener Gestaltungselemente hervorgeholt. Die ornamental ausgeführten Holzeinbauten, Türen, Sopraporten sowie die historischen Vitrinen, die in Saal XIX nicht mehr vorhanden sind, sind als farblich abgestimmte Schatten an den Wänden visualisiert. Sie verbinden einerseits die in den Raum eingefügten Wandscheiben (hier verbirgt sich elegant der Stauraum für Stühle und technisches Equipment) mit den dahinter liegenden Wänden. Andererseits stellen sie – ebenso wie der neu verlegte Eichenparkettboden – eine visuelle Verbindung zu den als Serie aufeinanderfolgenden Sälen des Geschoßes wieder her.
Um die vielfältigen modernen Nutzungsanforderungen des Saales zu gewährleisten, sind minimalinvasive Einbauten umgesetzt worden: vier freistehende Stelen (Trägerstruktur für Licht, Ton, Projektionen) entlang der Längswände sowie zwei optisch freistehende Wandscheiben (Schallschutz, Funktionsbereich für Lagerung, Verdeckung von Lüftungskanälen) entlang der Schmalwände. Auf diese Weise kann der neugestaltete Saal XIX zukünftig flexibel für kleinere wie größere Veranstaltungsformate – Vorträge, Podiumsdiskussionen und Filmvorführungen mit Vollbestuhlung für bis zu 192 Personen – genutzt werden. Die modulare Infrastruktur ermöglicht darüber hinaus die Bespielung mit Wechselausstellungen.
Originelles Detail sind die Sonnenschirme, die als dekorative Lampen-Schirme an den mobilen Lichtstelen befestigt werden können, um indirektes Licht und eine warme Lichtstimmung zu ermöglichen.
Fotos: (c) LIEB.ICH Productions
Visualisierungen: Atelier Pichelmann