Gironcoli Museum Herberstein

In der Anlage des Schlosses Herberstein wurde 2004 für das Werk des österreichischen Bildhauers Bruno Gironcoli (1936-2010) ein Museum errichtet. Man erwog vorerst lediglich den Ausbau eines rund 350 Jahre alten, unter Denkmalschutz stehenden Tennengebäudes, allerdings wurde nach Sichtung der 30 raumgreifenden Plastiken von Bruno Gironcoli klar, dass der Raum mit seinen ca. 1000 m² Nutzfläche zu klein werden würde. Um die Vielfalt der durchwegs großformatigen Arbeiten ausstellen zu können, war ein Zubau erforderlich, der sich in seiner Formensprache bewusst zurückhalten sollte. Mit einer zeitgemäßen Glas-Stahl-Kunststoffkonstruktion wurde formal ein Kontrapunkt zum historischen Gebäude gesetzt und gleichzeitig den Skulpturen genügend Freiraum gewährt.

In der ersten Baustufe wurde die originalgetreue Revitalisierung des denkmalgeschützten Tennengebäudes vorgenommen: durch Entfernung späterer Einbauten, substanzerhaltender Maßnahmen, Fundamentunterfangung und Trockenlegung. Im sanierten Dachstuhlbereich wurde ein Galeriegeschoß eingezogen, wodurch der freigelegte Dachstuhl einen den Betrachtern nahen, konstruktiven Gegenpart zu Gironcolis metallischen Plastiken bildet. Die natürliche Belichtung und Belüftung erfolgt über Dachgauben mittels öffenbarer Glaslamellen. Die historischen Ziegelgitter wurden erhalten und raumseitig verglast.

Der schlichte Quader des parallel zum historischen Gebäude liegenden Zubaus bietet die zeitgemäßen musealen Voraussetzungen mit hohem technischem Standard, wie gleichmäßigem Lichteinfall und Klimatisierung und hat eine Gesamtfläche von 880 m². Hier befindet sich die teilweise in den Hang eingegrabene 520 m² große neue Ausstellungshalle, im 360 m² großen Untergeschoß ist der Haupteingang mit vorgelagertem Café- und Shopbereich, Sanitär- und Haustechnikräumen und der Verwaltung untergebracht. Ein Medienraum im Untergeschoß stellt das Verbindungselement zwischen Alt und Neu her. Eine freitragende Stahltreppe verbindet das Eingangsgeschoß mit der Ausstellungsebene. Die rund 1000 m² angrenzenden Freiflächen an der historischen Wehrmauer werden als Skulpturenterrasse für Originalabgüsse verwendet. Während das Erdgeschoß vollflächig verglast ist, würde die neue Ausstellungshalle im Obergeschoß mit einer transluzenten Kunststoff-Einhausung versehen, die bei Tag blickdicht ist und UV-reflektierend beschichtet vor sommerlicher Überhitzung schützt. Bei Dunkelheit allerdings und bei erleuchtetem Innenraum werfen Gironcolis Plastiken figurale Schatten an die Fassade, womit die Kunstwerke bis in den Außenraum projiziert werden.

 

Fotonachweis: Paul Ott

Kategorie: Kultur
Standort: Buchberg 1, 8222 St. Johann/Herberstein
Fertigstellung: 2004
Status: Fertiggestellt
Auftraggeber: Tier- und Naturpark Schloss Herberstein
BGF: 4.066 m²
Leistung: alle Leistungsphasen